Nosy Ve [23° 38’N – 43° 42’E] liegt an einem Korallen-Riff dreieinhalb Kilometer vor der kleinen Fischerort Anakao, im nördlichen Teil der Küste Mahafaly. Nosy bedeutet im Madagassischen „Insel“, ve (sprich vee) könnte eine Verformung für (groß) sein.
Die kleine große Insel Nosy Ve vor der Vezo-Siedlung Anakao südlich von Toliara (2 bis 3 Stunden mit dem Boot von der Anlegestelle Mahavatse II aus) wurde für fast drei Jahrhunderte lang als kommerzieller Stützpunkt genutzt. Vor dem Eiland ankerten europäische Schiffe, um hier ihre Waren für den Tauschhandel sicher anzulanden.
Diel Kolonialmacht Frankreich siedelte hier auf Nosy Ve seine Verwaltung für Süd-West-Madagaskar an, bis dies om Jahr 1895 nach Toliara verlegt wurde. Noch immer sind auf der Insel Überreste und Fundamente der frühen kolonialen Bauten zu erkennen.
Heute ist die Insel Nosy Ve „fahdy“, niemand darf auf der Inseln wohnen, Gebäude errichten oder Geschäfte betreiben. Sogar das Urinieren auf den Boden ist untersagt. Sie gehört den Ahnen der Vezo, die von hier aus über das Schicksal der Vezo-Familien im nahen Anakao wachen.
Für die Vezo ist es ein gutes Geschäft, mit Touristen auf die kleine Insel mit den Traumstränden zu segeln, um ihnen hier auf dem Strand ein Picknick unter Segeln zu bieten. Auf der Speisekarte steht immer gleich: Reis mit Fisch, Fisch mit Reis!
Die Vezos sind ein altes Volk von Seefahrern und Fischern. Sie leben an der Südwestküste Madagaskars und befahren den Mosambik-Kanal auf der Jagd nach Meerestieren. Einer steigenden Zahl verheerender Unwetter, zunehmendem Waldsterben und den immer knapper werdenden Nahrungsressourcen setzen sie ihre eher traditionelle Lebensweise entgegen. Diese ist geprägt von einem ehrfürchtigen Geisterkult, gemischt mit einer unbändigen Lebensfreude und einem für den Besucher fast befremdlichen Optimismus.
Und spätestens um 18 Uhr, wenn die Sonne sich verabschiedet hat und die letzte Segelpiroge wieder auf dem Heimweg nach Anakao ist, gehört Nosy Ve wieder ganz den Ahnen und einigen seltenen Seevögeln, die hier unter den Büschen nisten.