Heute ging Google Streetview für Bielefeld online. Mit ein paar Stunden Verzögerung war auch unsere Vorortstraße sichtbar.
Erst mal die gute Nachricht vorweg: Bielefeld existiert in Google Streetview. Das konnte man nicht erwarten.
Auf den ersten Blick sieht alles super aus, die Bilder sind scharf, detailreich und das Laufen durch die virtuellen Straßen gelingt einigermaßen flüssig. Aber dann fallen sofort kleine Fehler ins Auge. Hier wurden auf der Fahrerseite die Scheinwerfer eines Volkswagen Modells Golf 4 ohne Not gepixelt, weil die Doppelscheinwerfer dem Muster eines menschlichen Augenpaares ähneln. Soviel zur Feinabstimmung der Google Algorithmen.
Unser Haus im Hintergrund wurde super genau verpixelt, sogar die Seitenfront ist nicht einsehbar. Perfekt, sollte man meinen. Leider Leider wurde dies vom Hausbesitzer selbst veranlasst, der aber nicht mit an dieser Postadresse wohnt, sondern im separaten Nachbarhaus mit einer völlig anderen Hausnummer. Obwohl er auch für seine eigene Adresse eine Verpixelung beantragte, ist es immer noch in voller Schönheit zu sehen.
Mängelliste
Unsere Mängelliste, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
- Die Google-Algorithmen sind nicht sehr ausgefeilt
- Es ist möglich, Häuser pixeln zu lassen, in denen man selbst nicht wohnt und in die auch kein Bestätigungsschreiben mit dem PIN Code zugestellt wurde. Die Geschichte, dass Dortmunder die Schalke-Arena pixeln lassen wollten, ist also reproduzierbar. Bestes Beispiel ist die Münchner Google-Niederlassung – irgend jemand hat das komplette Gebäude verpixeln lassen.
- Obwohl beantragt, wurden manche Häuser nicht gepixelt
- Menschen, die nicht beide Augenpaare in die Kamera halten, werden oft nicht als solche erkannt.
- Was und wen man gerade sieht, hängt stark von der Perspektive ab. Vor dem M-Kaffee am Gehrenberg entdecke ich 4 leere Stühle, die einen Schritt weiter plötzlich von 4 jungen Frauen besetzt werden. Google Streetview als Spiegel des wahren Lebens, werden hier die Befürworter einwenden…
OK, ihr habt es erfasst: Das Google Street View Car hat 2008 ein paar Minuten gebraucht, um den Gehrenberg-Block zu umrunden. Auch Google kann nicht zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten in verschiedene Richtungen fotografieren. Noch nicht.
Noch ein Google Bug: Das Café nannte sich damals noch MINER’S, nicht MNER’S. So ein I ist eben schnell verschlampt, wenn digital geklebt werden muss.
Wahrscheinlich werden die Google Mitarbeiter über die Meckerei aus Deutschland nur lachen. „German Angst“ lautet der Fachbegriff. Aber was ein grandioser Erfolg der Digitalisierung werden sollte, zeigt deutliche Schwächen. Und das nach einer mehrjährigen Entwicklungszeit.
Programmierer werden behaupten, daran sind nur die kurzfristigen Änderungen und überstürzten nationalen Lösungen schuld. OK, geschenkt, bei dem Gehalt.
Bleibt die Frage der Aktualität. Wann kommt endlich eine neue Welle der Google-Cars vorbei – mit dem Aufkleber: „Wir fotografieren für das Bug-Fix Release Google Streetview 1.0.53.138“?
Links zum Thema
- Heise Online – Google stellt Street-View-Fotos von 20 deutschen Städten online
- Malte Spitz (die Grünen) – Die Verpixelung von Platz vor dem Neuen Tor 1
- Einige Web-Nutzer ärgern sich die „ungewollte Verpixelung“ ihrer Häuser. In der Facebook-Gruppe gleichen Namens sammeln sich jene, deren Vermieter das Haus haben verpixeln lassen, ohne sie zu fragen.